Digitale Pflege und Gesundheit – national und international

digitale pflege

In Deutschland gibt es in punkto Digitalisierung und Gesundheit, auch im europäischen Vergleich, noch Aufholbedarf. Besonders innovativ ist, wen wundert es, Skandinavien.
Selbst in internationalen Rankings belegt Schweden bezüglich Digitalisierung immer die vordersten Plätze. Aber auch Dänemark geht mit gutem Vorbild voran. Das liegt unter anderem daran, dass beide Länder schon früh auf eine digitale Gesamtstrategie gesetzt haben.
Grund genug uns das einmal genauer anzuschauen.

 

Das deutsche Gesundheitssystem steht unter Druck

Wir sind eine alternde Gesellschaft mit immer mehr chronischen Krankheiten, bei gleichzeitig 100.000 unbesetzten Pflegekraftstellen (Stand: 2019). Da lohnt es sich die Lösungsansätze der Nachbarländer mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Was machen die Schweden und auch Dänen besser? In erster Linie kann man sagen, sie machen es auf jeden Fall schon wesentlich länger.
In Schweden zum Beispiel wurde bereits in den 90er Jahren ein Strategiepapier der IT-Kommission der Regierung auf den Weg gebracht.

Zudem wurde der Ausbau des Glasfasernetzes weit vor anderen Ländern beschlossen und in Angriff genommen. Ein „Broadband Forum“ mit Vertretern aus Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft koordiniert heute den Ausbau. Zudem ist das Vertrauen der Schweden in die Digitalisierung einfach größer als bei uns in Deutschland. Aber auch Dänemark baut seinen Vorsprung gegenüber dem Rest von Europa aus. Gab es 1999 noch circa. 100 öffentliche Krankenhäuser, sind es heute nur noch knapp 32 an teils mehreren Standorten. Viele Krankenhäuser wurden zusammengelegt und radikal modernisiert, mit dem Ziel, dass in ein paar Jahren nur noch 20 Standorte zur Versorgung der 5,7 Millionen Dänen notwendig sind.

Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist die zentrale Gesundheitsplattform sundhed.dk, auf deutsch “Gesundheit”. Eine Seite, die bereits bis zu 1,7 Millionen Dänen, ein Viertel der Gesamtbevölkerung, nutzen und über die sie ihre gesamte Krankheitsgeschichte einsehen können: Diagnosen, Behandlungsverläufe, Operationen, Entlassungsbriefe, Medikationspläne, Röntgenbefunde, Scans, sowie Überweisungen an den Facharzt, Impfdaten und Laborwerte.

Aber auch Arzttermine, Registrierungen für eine Organspende, Gesundheitsinformationen etc. können problemlos digital via App auf dem Smartphone abgerufen werden. 2007 bezeichnete die internationale Unternehmensberatung und Marktforschungsfirma Gartner sundhed.dk als das weltweit beste Beispiel für Public Health.

Aber auch Frankreich hat uns zumindest in der digitalen Pflege etwas voraus

Erst 2019 wurde das voll digitalisierte Seniorenheim Castel Voltaire, westlich von Paris, eröffnet. Es gilt in Frankreich als Musterbeispiel für die Integration von technologischen Lösungen in Pflegeheimen. Die Technologie soll nicht etwa nur mehr Effizienz in die Pflege bringen, sondern in erster Linie den Komfort, die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bewohner und Bewohnerinnen steigern. Noch werden auch hier nicht alle Möglichkeiten von KI und Digitalisierung ausgenutzt, aber das typisch französische Lebensgefühl “savoire vivre” ist in allen Räumen spürbar. Was in unseren Augen bei allem digitalen Fortschritt, auch hier in Deutschland, nicht außer Acht gelassen werden sollte.

 

Andere Länder, mehr digitale Pflege

Schauen wir über unseren Kontinent hinweg, in Richtung: Japan. Dann wird schnell klar, dass die Japaner in punkto Digitalisierung und Pflege uns teilweise weit voraus sind.  Zum Beispiel setzen viele Alten- und Pflegeheim auf KI und Roboter. Von der künstlichen Servicekraft bis hin zum Roboter als Haustier, in Japan ist bereits normal was hierzulande noch undenkbar ist. Oder können Sie sich vorstellen mit einer Roboter-Robbe zu kuscheln?

Eine komische Vorstellung, aber in Japan Teil der Therapie. Die Robbe, das Modell PARO, wurde speziell für Demenzkranke entwickelt und kommt bereits erfolgreich in einem Pflegeheim in Tokyo zum Einsatz. Die alten Menschen lieben die weiße Robbe – herzen, kuscheln und sprechen mit ihr.  Aber auch der Hund namens AIBO sorgt für Aufheiterung.

Doch nicht nur emotional haben die Roboter eine positive Wirkung, das Robotermodell Pepper hält die Bewohner mit Gymnastikübungen fit. Viele entwickeln sogar eine Beziehung zur künstlichen Intelligenz. Doch nicht nur die Bewohner und Bewohnerinnen profitieren, auch die Pflegekräfte werden aktiv durch elektronische Bewegungshilfen, zum Beispiel beim Heben von Patienten, entlastet. 

 

Trotzdem besteht auch international Optimierungsbedarf

Covid-19 hat der Welt die Schwächen und Stärken des Gesundheitssystems und der Pflege klar vor Augen geführt. Deshalb lautete das Motto, am 12. Mai 2020 – dem internationalen Tag der Pflege, Nursing the World to Health, zu deutsch: Die Welt gesund pflegen. Damit hat der International Council of Nurses (ICN) noch einmal die große Bedeutung der professionellen Pflege unterstrichen und klar gemacht wie wichtig die pflegenden Berufe für das Wohlbefinden der Allgemeinheit sind.

Die ICN-Präsidentin Annette Kennedy hat dies sogar noch einmal in ihrer Rede unterstrichen, “[…] ICN will, dass die Stimme der Pflegenden rund um den Erdball zu hören ist und die Botschaft über unsere großartige Profession und ihren Beitrag zum Wohlergehen der Welt sich verbreitet. […] Mit dem diesjährigen Report zum Internationalen Tag der Pflegenden nutzen wir die authentischen Berichte von Pflegenden, um der Welt Einblick in diesen wundervollen, innovativen und lebenswichtigen Beruf zu verschaffen.”

Mit anderen Worten: es bewegt sich etwas. Die Welt hat erkannt, worauf es wirklich ankommt und was eine Gesellschaft besonders in Krisenzeiten stärkt: die Menschen, die sich für andere einsetzen.

 

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