Überforderungsgefühle bei der Betreuung und Pflege von Angehörigen – was Sie tun können

Überforderungsgefühle bei der Betreuung und Pflege von Angehörigen - was Sie tun können

Die Pflege und Begleitung eines nahestehenden Menschen ist eine der größten Aufgaben, die man übernehmen kann. Viele pflegende Angehörige berichten von Momenten tiefer Verbundenheit – aber auch von Erschöpfung, Hilflosigkeit und Schuldgefühlen. Das Gefühl, „nicht genug“ zu tun oder an die eigenen Grenzen zu stoßen, ist weit verbreitet. Doch Überforderung ist kein persönliches Versagen – sondern ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte.

1. Erkennen, dass Überforderung normal ist

Pflege zu Hause bedeutet emotionale Nähe und körperliche Belastung zugleich. Besonders, wenn sich der Gesundheitszustand eines Angehörigen verschlechtert oder das Verhalten (z. B. bei Demenz) verändert, geraten viele an ihre Grenzen.

Typische Anzeichen sind:

  • – ständige Müdigkeit, Reizbarkeit oder Schlafprobleme
  • – Schuldgefühle, wenn man Zeit für sich braucht
  • – Rückzug aus sozialen Kontakten
  • – das Gefühl, „funktionieren zu müssen“

Wichtig zu wissen: Diese Reaktionen sind normal. Niemand kann rund um die Uhr für einen anderen Menschen sorgen, ohne selbst Pausen zu brauchen.

2. Das schlechte Gewissen verstehen – und milde zu sich sein

Viele pflegende Angehörige empfinden Schuldgefühle, sobald sie Entlastung suchen oder sich eine Auszeit gönnen. Doch Selbstfürsorge ist keine Schwäche, sondern Voraussetzung, um langfristig helfen zu können.

Typische Anzeichen sind:

  • – Statt: „Ich darf mich nicht beschweren.“
    Denken Sie: „Ich leiste Großes – und brauche Kraft, um das weiter zu tun.“
  • – Statt: „Ich darf keine Hilfe annehmen.“
    Denken Sie: „Gemeinsam geht es besser – auch für meine Angehörigen.“

Tipp: Ein Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen (z. B. in Online-Foren oder Selbsthilfegruppen) hilft, sich verstanden zu fühlen und das eigene Empfinden zu bestätigen.

3. Aktiv Entlastung suchen – Sie müssen das nicht allein schaffen

Viele Hilfsangebote bleiben ungenutzt, weil sie unbekannt oder bürokratisch wirken. Dabei stehen Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen konkrete finanzielle und organisatorische Hilfen zu:

  • – Entlastungsbetrag (131 € monatlich) ab Pflegegrad 1 – für Unterstützung im Alltag, Begleitung, Gespräche oder Aktivierung.
  • – Verhinderungs- und Kurzzeitpflege – wenn Sie einmal eine Pause brauchen, z. B. für Urlaub oder Erholung.
  • – Tagespflege – sorgt stunden- oder tageweise für Betreuung außerhalb der Wohnung.
  • – Pflegestützpunkte und Pflegeberater – helfen bei der Organisation und Antragstellung.

Tipp: Auch digitale Angebote – etwa Bewegungsvideos, Gedächtnistrainings oder Rätsel wie in der Senioren & Angehörigen App von Media4Care – können Abwechslung und Entlastung bringen. 

4. Eigene Bedürfnisse ernst nehmen

Achten Sie auf Ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse – sie sind genauso wichtig wie die Ihrer Angehörigen.

  • – Planen Sie regelmäßige Pausen ein.
  • – Behalten Sie eigene Hobbys oder soziale Kontakte bei.
  • – Sprechen Sie offen über Ihre Gefühle – mit Freunden, Fachkräften oder in einer Pflegeberatung.
  • – Holen Sie sich psychologische Unterstützung, wenn die Belastung dauerhaft anhält.

Nur wer sich selbst stärkt, kann auch anderen langfristig Halt geben.

5. Wenn es zu viel wird – professionelle Hilfe ist kein Tabu

Pflege ist Beziehungsarbeit – sie darf emotional sein, aber nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit gehen. Wenn Sie merken, dass Sie erschöpft sind oder das Verhältnis zu Ihrem Angehörigen leidet, sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin, einem Pflegestützpunkt oder einer psychologischen Beratungsstelle.

Kostenfreie Online-Schulungen für Angehörige, wie zum Beispiel von Media4Care können darüber hinaus erste Impulse für mehr Unterstützung und Entlastung geben.

Unterstützung kann viele Formen haben – von Entlastungsdiensten über Gesprächsangebote bis hin zu begleitendem Coaching. Wichtig ist: Sie müssen nicht alles allein schaffen.

Überforderung und Schuldgefühle sind menschlich – aber sie dürfen nicht Ihr Leben bestimmen. Pflege ist kein Alleingang, sondern eine Gemeinschaftsaufgabe. Nutzen Sie Hilfen, sprechen Sie über Ihre Gefühle und nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich. So bleibt Raum für das, was wirklich zählt: Nähe, Liebe und gemeinsame Momente.

 

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